Beethoven-Zyklus: Philharmonisches orchester Bremerhaven,
VOl. 4 - Beethoven Symphonie Nr. II & VI
Marc Niemann
Der Beethoven-Zyklus geht in seine vierte Runde, nachdem die ersten CDs wunderbar in der Öffentlichkeit aufgenommen wurde. Hier der damalige Artikel:
" Bremerhaven. „Tatatataaa!“: Das Philharmonische Orchester hat unter Generalmusikdirektor Marc Niemann seine erste CD veröffentlicht. Ludwig van Beethovens Sinfonien Nr. 1 und 5 – in energiegeladenen Interpretationen und vorzüglicher Aufnahmequalität – sind zugleich der Startschuss für den kompletten Zyklus aller neun Beethoven-Sinfonien. Einem guten Zweck dient der Verkauf des silbernen Erstlings außerdem.
„Wir wollen natürlich nicht in Konkurrenz treten mit den vielen Aufnahmen großer Orchester“, sagt Niemann. Es gehe vor allem um den pädagogischen Effekt: „Vor Mikrofonen zu spielen, schärft das Ohr der Musiker. Da kann sich keiner verstecken.“ Außerdem solle die CD-Reihe mit den Bremerhavener Musikfreunden „ihr“ Orchester mit einem populären Programm näherbringen, die Bindung zum Stadttheater stärken.
Doch wenn man die CD hört, wirkt Niemann mit diesem Anspruch fast zu bescheiden. Zum einen klingen die Mitschnitte aus den Sinfoniekonzerten von Juli und September fantastisch und kein bisschen nach „Provinz“: Tonmeister Martin Rust aus Neuss liefert ein vorzügliches Klangbild, so präsent wie transparent. Und störungsfrei: Wäre nicht der Schlussapplaus zu hören, würde man kaum auf Live-Aufnahmen tippen.
Zum anderen zeigt sich das Orchester der Mikrofon-Nähe durchweg gewachsen: Es musiziert sich in vorzüglicher Form, agiert präzise, ohne steril zu wirken. Wie Beethoven in der 1. Sinfonie mit der klassischen Form experimentiert, um zuletzt seine Tonleiterrakete abzuschießen, wird in Niemanns vibrierender, historisch informierter Interpretation ebenso deutlich wie die kühnen Neuerungen der 5. Sinfonie: Das Kontrabasssolo im dritten Satz ist hier wirklich der Wendepunkt zum hymnischen Finale.
Von der „Schicksalssinfonie“ wurde offenbar nicht die Aufnahme des ersten Konzertabends verwendet, der eher nassforsch und unterkühlt in Erinnerung geblieben ist. Hier wirkt das Werk bei aller Gespanntheit und Schnelligkeit um entscheidende Nuancen eleganter und schlüssiger.
„Im Zweifel haben wir bei der Auswahl aus den Mitschnitten lieber einen kleinen Fehler stehen lassen, um den Live-Charakter und die innere Spannung zu erhalten“, sagt Niemann – das trägt zum lebendigen Ergebnis bei. Mit diesen prickelnden 57 Minuten kann sich das Orchester unbedingt hören lassen.
Die mit Unterstützung des Theaterfördervereins produzierte CD wird zunächst in einer Auflage von 300 Stück angeboten. Sie ist für 12 Euro an der Theaterkasse und abends im Großen Haus erhältlich. 2 Euro pro CD sind für die Anschaffung eines neuen „Konzertzimmers“ gedacht – so heißt der hölzerne Bühnenrahmen, in dem das Orchester bei den Sinfoniekonzerten sitzt.
„Diese Konstruktion ist überaltert und klanglich ungünstig“, erklärt Niemann. „Hier möchten wir gern mit Hilfe eines Akustikers eine neue ,Konzertmuschel‘ anfertigen lassen.“ Damit das Orchester künftig live noch CD-reifer klingt." 20.11.2015 - 13:00 Uhr Von Sebastian Loskant
MR-Musikproduktion: Aufnahmeleitung, Postproduktion, Mastering